Vorbereitung #3 – Benewand by fair means

DAV München Flinkfüßer goes Gipfel by fair means – die Aufgabe lautet: Irgendwie aus eigener Kraft zu einem Berg, der mindestens 1.500m hoch ist, zu kommen.

Wetterlage: Am 13. März kann noch alles der Fall sein. Kälte, Wärme, Schnee oder Sonne. Vielleicht sogar alles davon? Angesagt war es trocken und passabel warm – später sollten Wolken, Sturmböen und eine harsche Abkühlung Richtung Nacht folgen. Miri und ich am Vorabend: „Ja, das Wetter passt so.“

Mein Zimmer leuchtet in hellem rotorange. Es ist 06:30 Uhr und Miri begrüßt den Tag mit einem Freudestrahlen. Es gibt Brot mit Tomatenaufstrich und Spiegelei zum Frühstück. Dazu ein einfaches Porridge mit Heidelbeeren. Für die Tour haben wir dabei: 10 Riegel, 2 Packungen Mangostreifen und jeder ein Doppelbrot. Mit Gutglauben reicht das aus.

Um kurz vor 8 ruft mich Sven an: Er hat einen Platten. Es dauert noch etwas. Der Plan ist folgender: Sven, Olli und Stefan fahren mit Rennrädern zum Jochberg. Erfahrene, schnelle Rennradler sind immer gut, um etwas vom Windschatten mitzunehmen. Miri mit ihrer 2. Rennradtour und ich mit meinem Tourenrad sind beide sehr froh über diese Möglichkeit.

Um 08:20 Uhr ist es dann soweit: Olli steht bereits startklar am Edeka und Sven und Stefan kommen just in dem Moment, in dem Miri und fast zu 2. losfahren wollten. Stefan hat seine „Schlappen“ (Trailrunningschuhe) einfach auf den Triathlonaufsatz gesteckt. Alle 3 haben sie nur eine aerodynamische Tasche am Sattel, eng angliegende Hosen und Klickschuhe mit Neopren-überzügen. Miri mit Trailrunningrucksack und ich mit 2 Taschen am Gepäckträger. Tja, das kann ja was werden.

So geht es los. Sven, der einen Schnitt von 27-30km/h angekündigt hatte, hängt sich auch gleich in den Wind. So geht es von Obersendling über Pullach und Buchenhain Richtung Hohenschäftlarn. Diese Strecke ist zu 80% mit an der Bundesstraße parallel laufenden Radwegen ausgebaut. Allerdings sind an einzelnen Stellen sehr rasante, um nicht zu sagen: sehr knappe Fahrbahnseitenwechsel mit Unterführungen gebaut, die den Radl-Fluss sehr bremsen würden – wir bleiben bis Icking fast vollständig auf der Straße.

Kurz vor der wohlverdienten Abfahrt verheddert sich ein dicker Ast in Miris Schaltwerk. Und dann geht es runter nach Wolfratshausen – oder eher: Weidach. Mit den Rennrädern haben die 4 anderen eine gute Tief- und Kurvenlage, wodurch sie mir hier ein paar Sekunden abnehmen.

Danach geht es weiter. Und schnell, sehr schnell sind wir über Penzberg in Kochel. Hoch zum Kesselberg lasse ich die anderen ziehen – mit fast 10 Kilo Gepäck und einem Fahrrad-Grundgewicht von 13kg habe ich keine Chance. Miri bleibt bis 100m unter der Passhöhe immer etwa eine Kehre vor mir, also schalte ich noch einmal 2 Gänge hoch und versuche an sie ranzukommen. Sie blickt zurück, sieht mich herankommen und steigt dann selbst noch einmal aus dem Sattel. So hält sie ihren Vorsprung und nimmt mir etwa 20 Sekunden oben am Sattel ab.

Die drei Jungs strahlen uns stolz entgegen. Der Walchensee leuchtet in glänzendem Blau und Weiß in der Sonne. Für die Männer geht es jetzt auf den Jochberg.

Miri und ich haben noch 8km bis zur Jachenau. Jetzt beim Schreiben fällt mir auf, dass ein reines „fair means“ von der Nordwestseite viel einfacher gewesen wäre. Bis kurz vor Kochel wären es nur 56km und kein Kesselberg-Anstieg gewesen. Allerdings ist in unserer Planung die Nordwest-Aufstiegsoption wegen einer Grundregel rausgefallen: Im Winter steigt man nicht von Norden auf. Hm. Im Hinblick auf die Effektivität fragwürdig.

Jedenfalls kommen wir nach 77km in der Jachenau am Parkplatz am Schützenhaus an. Der Parkplatz ist fast voll. Tobi hat gerade eine kleine Warmlaufrunde absolviert.

Also geht es nach kurzer Essenspause los. Miri und Tobi legen zunächst ein hohes Tempo vor, dem ich überhaupt nicht folgen kann. Ich fühle mich plötzlich sehr schlapp und kraftlos – mir vergeht vollkommen die Lust, überhaupt noch auf diesen Berg zu steigen.

Dabei nehme ich kaum wahr, wie schön der Weg oberhalb der großen Leine ist. Viel eher ärgere ich mich über den flachen Weg, der immer wieder sogar kurz an Höhe verliert. Wir wollen doch nach oben. Und das am besten schnell. Ich erinnere mich an Svens Bemerkung: „Der Weg an diesem Bach entlang ist aber ganz schön lang…“

Ja, da hat er Recht. Wir erreichen schließlich den Großen Leine-Wasserfall. Ein lustiges Fotoshooting ergibt für mich eine Pause, nach der wie ausgewechselt wieder frischer bin.

Ab etwa 1.300m Höhe wird der Schnee dichter. Während Miri und Tobi ihre Spikes anziehen, muss ich feststellen, dass meine perfekt verstaut zuhause liegen. Dann eben ohne.

Langsam aber sicher geht uns allen die Puste aus. Eine Essenspause gab es nicht wirklich – und eine alte Trailrunning-Regel besagt: Gegessen wird erst am Gipfel.

Allerdings sind alle Öfen leer. Es wird einmal nachgeschaufelt, und die letzten 300hm ab zum Gipfel. Schritt für Schritt.

Die Benewand zieht sich im oberen Bereich noch einmal sehr in die Länge – während man das Gipfelkreuz bereits recht früh erblickt, geht es über einen Dolinen-Einschnitt noch einmal herab, um dann…

… zum finalen Aufschwung zu gehen. Oben bläst es von Norden. Die Sonne verschwindet hinter den Wolken und wir verziehen uns in die kleine Schutzhütte.

Dort sitzen Kim und Alina mit einer riesigen Essensbox. Während wir zitternd vor unseren Haferkraft-Riegelchen sitzen, verwöhnen sich die beiden mit Kartoffelsalat (mit Koriander!) und selbstgemachten Börek-Stückchen.

Als Kim dem nur halbleeren Kartoffelsalat-Schüsselchen den Deckel wieder aufsetzt frage ich ihn dreist: „Das willst du jetzt aber nicht wieder heruntertragen?“

Und warte auf sein Angebot – zähle innerlich bis zehn (bei zehn hätte ich selbst danach gefragt – und bei 5 bietet er mir etwas an.

Nach der 2. Gabel rupft mir Miri die Schüssel aus der Hand. Als Alina sieht, wie hungrig wir sind, bekommen wir auch noch jeder ein Stück Börek mit Spinat und Feta.

Auf dem Gipfel der Benewand (1801m)

Trotz meines Einbruchs waren wir nach 2,5 Stunden auf dem Gipfel. Mit Kim und Alina rennen wir bis zum ersten Abzweiger durch den Schnee hinab. Die Stimmung Energie ist wieder perfekt – volle Tanks und der Trail durch den Schnee macht richtig Spaß.

Der Körper wärmt sich immer weiter auf. Da kommen uns die Gumpen am Wasserfall wieder in den Sinn. Doch diesmal bremst mich irgendetwas: Ich springe nicht ganz ins Wasser – nur die Füße einmal rein.

Kurz vor 5 sind wir wieder an den Rädern. Umpacken, nochmal trinken auffüllen. Und Tobi schenkt uns jeweils ein Energie-Gel.

Dann geht es ab auf die Fahrräder. Zurück? Bis München? Nein. Diesmal nicht. Wir fahren die knappen 20km bis nach Lenggries. Dort fallen wir in den Edeka ein, schnappen uns alles, was ungesund und nach Energie aussieht und treffen ganz passend eine Simone und eine Johanna am Bahnhof. Die beiden sind ebenfalls von München mit dem Fahrrad aufgebrochen und haben das Seekarkreuz (1601m) bestiegen.

Im Zug erzählen wir uns die Erlebnisse vom Tag. Mir zieht es allerdings komplett den Stecker und ich schlafe fast ein…

Strecke Fahrrad: 95km

Strecke zu Fuß: 18km, 1.150hm

Die Adidas HiEnergySeries hat mich sehr ausgelaugt. In den letzten 4 Wochen waren es 4 Laufwettkämpfe plus sehr lange Ausdauertouren immer am darauf folgenden Tag. Jetzt „gönne“ ich mir 2 ganz gemütliche Wochen, bevor es losgeht mit meiner Radtour.

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