Distanz heute: 16km Rad, 85km Zug
heutiges Motto: Eine Freundin hat mich mal gefragt: was passiert, wenn all die, die mich lieben, nicht mehr sind? Dazu gibt es bestimmt tausende Ratgeber, doch ich würde sagen: wenn ich meine Gefühle zeige, erhalte ich überall Liebe auf der Welt.
Zunächst liege ich morgens um 6 schreibend im Bett, entscheide mich dann dazu, erneut zu schlafen.
Dann: Raus mit Kuku, duschen und auch Kuku kriegt einen dicken Schwapp ab.
Frühstück mit Käse, Ei und wieder Käsekuchen. Ich wurde nun zum vierten Mal eingeladen – zu wirklich auch etwas vegetarischem. Doch ich glaube mittlerweile, dass die Serben kein Gemüse essen. Ein normaler Cheeseburger ist wahrscheinlich das gemüselastigste, was es hier gibt.
Dann gibt es plötzlich viele Ideen – doch eines wird klar: Zoran und Buba fahren heute Abend weg zum Wandern. D.h.: ich kann nicht bleiben. Mein plan, nach Niš zu trampen, den Hänger zu holen und dann erst mitsamt Hund und Fahrrad weiter geht somit nicht.
Also: mit allem in den Zug.
Dieser fährt bereits um 10.59. Es ist 9.50. Ok. Stefan ruft bei der serbischen Bahn an und bestätigt: 10.50 fährt der Zug. Und es gibt nur 2 am Tag.
Also: Sachen packen und los, denn der Bahnhof ist 4,4km entfernt. Dumm nur, dass Buba gerade meine Wäsche reingeschmissen hat. Eine Grundregel auf Reisen missachtet: wasche nur, wenn du auch trocknen kannst.
Zoran bietet an, uns zum Bahnhof zu fahren. Ich erkläre ihm, dass das auf und abbauen des Fahrrads sehr wahrscheinlich länger dauert, als die hohe Geschwindigkeit wieder einfährt. Dass er allerdings Kuku hätte fahren können, während ich mit 28km/h trete, kommt mir erst später in den Sinn.
Eine korrekte Verabschiedung, dann ist es bereits 10.27 als ich mit Halbwarmfeuchter Kleidung aus dem Hof rolle. 23 Minuten. Ich rechne mir im Kopf aus, dass wir mindestens 11km/h schnell sein müssen…
Kuku läuft und läuft. Ich treibe sie an, doch schneller als 13 kmh läuft sie nicht.
Wie kauft man überhaupt Tickets…? Der Zweifler in mir stellt Fragen. Ich treibe Kuku an und wir kommen um 10.48 am Bahnhofsplatz an. Es läuft gerade eine Familie mit dunklerer Haut in das Gebäude.
Ich rolle drumherum, stelle Kuku am Rab ab und springe in die Tickethalle.
Dort sind die 3 von vorne gerade und diskutieren etwas am Schalter. Ich interpretiere deren Äusseres als Sinti oder Roma und meine Angst vor dem Verpassen des Zuges. Diese Angst verwandelt sich in Wut, die ich mit Vorurteilen bewaffnet in Gedanken an diese Familie schicke.
Endlich bin ich dran und sage: „Jedan persona, jedan ker y jedan bicikl -“ und da zeige ich nach Süden „Noš“.
Der Zug rollt sich ein.
Auf der Anzeige stehen neben der nächsten Station auch die Geschwindigkeit. Diese steigt auf 69kmh. Da wird mir bewusst, dass ich seit 14 Tagen nicht schneller als 50kmh gefahren bin.
In Nis finden wir über mehrere ecken einen anderen Anhänger.
Es vergehen einige Versuche, bis Kuku überhaupt im Hänger sitzt…
Es bleibt immer noch einiges zu lernen…


„Bratislav (der Radhandwerker) sagte nach der Bastelei:
‚Look, Marian. Let me give you one advice: This is already success. You came to Serbia and found this dog. So: turn around and go back to germany.‘ – bei seinen Worten habe ich Gänsehaut am ganzen Körper. Dieser Vorschlag trifft mich, berührt mich tief und ich weiß nicht mehr, was ich tun soll…“
hallo marian,
vielen dank für deine liebe nachricht, es hat eine weile gedauert bis ich hier gelandet bin, aber das waren die spannendensten 2 stunden die ich seit langem erlebt habe und wie oft hat jemand schon zu dir gesagt du kannst bleiben so lange du willst, deshalb ist doch ganz klar, es geht voran…..
love + peace
klaus
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