Tag 16: Niš – Eagles Rock (1.523m) – Niš

Tag 16: Niš – Eagles Rock (1.523m) – Niš

Kuku wird morgen geimpft und am Mittwoch kriege ich den Pass. D.h. bis dahin üben wir noch ein wenig Hänger fahren und dann geht es weiter.
Ich fühle mich heute traurig, weil ich merke, dass der grosse Plan mit Nepal mit Kuku in grosse Ferne rückt. Doch bin ich wirklich deswegen losgezogen? Jay das war der Plan. Doch Leben ist, was passiert, während ich Pläne mache.
Da war ein Hund auf der Strasse, der mir 30km bis in die Dunkelheit und totale Erschöpfung folgte. Nun will sie nicht mehr von meiner Seite weichen.
Ich habe Angst davor, meinen grossen Plan loszulassen. Doch verändert hat er sich bereits.

Ich träume in der Nacht von Peter – einer der warmshowers-hosts – dass er bei dem nächsten Host auftaucht, während ich noch dort bin.

Ich gehe morgens mit Lara einkaufen – eine Mini-Bäckerei, eine Moni.

Lara, Markos Tochter kann es morgens um 8 kaum erwarten, mit Kuku rauszugehen. So bekomme ich einen serbischen Einkauf am Sonntag morgen mit:
Borek (Käseküchlein) und Käse wird gekauft, sowie etwas fettige Brotstangen.
Wir frühstücken und liegen in der Wohnung bis mittags, bis Lara und Dira abgeholt werden, um aufs Land zu fahren. Während Sonja eine Englischstunde online gibt, versucht mir Marko Bilder von deren Skiurlaub zu zeigen. Ich liege allerdings auf dem Sofa und schlafe ein…

Bei Kukus erster Autofahrt halte ich sie ganz fest im Arm: sie muss immer rausschauen. Wir parken etwa auf 800m Höhe, um von dort aus auf den Trem (1.810m) zu steigen.
Es geht zunächst über rötlichen Matsch hinauf, an einer Wasserquelle vorbei, bis Kuku ihren ersten Schnee entdeckt:
Sie springt hinein und fliegt auf einmal über den Boden: Hüpfend, springend und wie wild sich herumdrehend zeigt sie mir, dass das ihre natürliche Umgebung ist. Ab diesem Punkt rennt sie immer wieder 50m vor und zurück, während die absteigenden Wanderer pausenlos ausrutschen. Vierradantrieb eben.
Oben auf dem Sattel auf 1.300m ist es bereits 15.30 Uhr. 500 Höhenmeter noch zum Gipfel. Marko hat seit dem Frühstück fast nichts gegessen und hat einen richtig harten Hungerast. Deshalb entscheiden wir vom Sattel nach Norden zum „Eagles rock“ auf 1.523m aufzusteigen.
Ich merke, wie hier ganz viele Teile in mir versuchen, die Macht an sich zu reissen: der „Held“ und Leistungsbergsteiger will sagen: ich bin in 30 Minuten auf dem Trem-Gipfel, ich mach das jetzt. Doch das fühlt sich respektlos an – Marko und Sonja zeigen mir gerade ihre Bergwelt und es ist ein gemeinsames Erlebnis. Als ich mich für letzteres entscheide, entspannt sich etwas in mir. Ich erinnere mich an den Moment mit Miri und Tobi an der Benediktenwand vor 5 Wochen – ich hatte beim hinradeln überpaced und war plötzlich sehr schwach/müde/langsam und Miri und Tobi haben immer wieder gewartet. Aus Respekt vor den anderen wollte ich sie ziehen lassen, doch in mir drin habe ich mir gewünscht, dass man einfach zusammenbleibt. Jetzt frage ich mich, wie sich Moritz gefühlt hat, als ich ihn in Kroatien mit dem Zug habe „fahren lassen“, während ich 96km „geheizt“ bin. Wo ist die Grenze zwischen Teamarbeit und das Erreichen der Sache? Ich möchte lernen, das von vornherein zu kommunizieren: zum Beispiel:
„Heute ist mir der Gipfel wichtig.“ Oder eben: „Mir ist das gemeinsame Gehen wichtig.“

Ich erzähle diese Ambivalenz in mir und gemeinsam mit Sonja finden wir heraus, das wir es bis zu einem gewissen Grad okay finden, einen Teampartner auch mal alleine zu lassen.

Kuku schnappt sich am Sattel fressen von verschiedenen anderen Grüppchen, die hier ebenfalls die Sonne geniessen. Der Berg ist allgemein sehr belebt – eine Art Hausberg von Niš, wie der Jochberg oder Herzogstand für die Münchner. Beim Aufstieg erzählte ich Marko, dass man an so einem guten Sonntsg durchaus auch mal 100 Leute am Gipfel des Jochbergs antreffen kann. Marko antwortete, dass er das noch nicht erlebt hatte. Doch genau das haben wir hier am Sattel: es sitzen mit Sicherheit 50 Leute hier.
Einige davon gehören allerdings zu einer organisierten Gruppe. Die gerade gehen, als Kuku richtig Spass am ausprobieren verschiedener Brotzeiten gefunden hat.
Ich baue die Mavic 2 auf und versuche, bis zum Gipfel des Trem zu fliegen, sehe allerdings, wie die Akku-Anzeige bei Vollspeed rapide sinkt. Deshalb drehe ich wieder um.

Wir sammeln noch 2 Tüten Bärlauch und kommen etwas müde und hungrig in Niš an. Marko zaubert erneut etwas aus seiner Impro-Küche:
Käse-Ei-Bärlauch-Chili-Muffins. Sonja und ich sitzen trinkend und wartend, während er rührt und vorbereitet.
Da frage ich sie:
„Have you ever eaten anything twice since you are with Marko?“
Da denkt sie gar nicht lange nach und sagt: „no.“
Das ist unglaublich. Die Muffins waren so lecker, dass ich alle Gepflogenheiten missachtete und einfach anfing, zu essen.
Die Idee, einen serbischen Film anzuschauen, wird leider nicht umgesetzt, da wir noch etwa eine halbe Stunde über Bratislav/Ceka sprechen. Ich erzähle, wie viel er mir geholfen hat und immer wieder angehalten hat mit dem Auto, um mir beim Versuch, Kuku an den Hänger zu gewöhnen, unter die Arme zu greifen.
Ceka ist hier in Niš seine eigene Marke. Der Chef von Planet Bike kennt ihn wohl schon ewig, mag ihn aber nicht so sehr.
Allerdings kämpft dieser Mann mit vollem Einsatz, wenn er helfen will. Wenn er jemanden allerdings nicht mag, schickt er ihn auch direkt zu einem anderen Fahrradladen. Wenn man sucht, findet man bestimmt einige Berichte über diesen Mann in einigen Tourenberichten, die durch Niš geradelt sind.
So. Das wars für den ersten richtigen Pausetag. Kein radeln heute. Morgen wird geimpft und dann sehe ich weiter.

„Ich merke, wie ich mich über die vielen Kommentare und nachfragen freue, was so passiert. Allerdings merke ich auch, wie ich im mehrmaligen erzählen und dann im Kontakt mit Bekannten aus Deutschland „zurückspringe“ in der Geographie und ich deshalb nicht ganz hier sein kann. Deshalb werde ich ab jetzt deutlich weniger auf Nachfragen antworten und den Kontakt auf meinen Bruder, Jan Beranek, und meine Freundin Miri konzentrieren. Wenn ihr nähere infos haben wollt, bitte warten, bis ich zurück komme, dann kann ich es ganz persönlich erzählen :).“

Marian

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