Tag 17: Niš
Morgens in ein.r fremden Wohnung aufzuwachen, mit Menschen, die mich einfach eingeladen haben, bei denen ich nun 5 Tage bin, ist noch träge für mich: Zuerst springt mein System an, dass mir vorgaukelt, dass ich immer für ein Geben der anderen bezahlen, bzw. leisten muss. Ui, sitzt das tief. Ist das so? In mir wird die Geschichte immer und immer wieder erzählt, dass ich selbst als Mensch nicht ausreiche. Und jetzt zu Besuch zu sein und pausenlos mit wunderbarem Essen beschenkt zu werden… das ist ein Lernprozess.
Ich erinnere mich daran, wie ich Adam angesprochen habe, am Oktoberfest 2019, der mit einem Werbeschild „Fuck trump“ an der Strasse saß und gebettelt hat. Er hat mir die ganze Nacht Geschichten erzählt. Ich erinnere mich noch daran, wie ich ihn – der kein Handy hatte – im Brice Willis-style mit zwei dicken Knicklichtern empfangen wollte und gesucht habe. Er hat übernachtet. Und irgendwann habe ich mich unwohl gefühlt und das auch kommuniziert.
Hier hingegen erfahre ich geradezu eine grenzenlose Kapazität für mein „Ausruhen“ und warten und ankommen an einem Platz in einer fremden Welt. Sonja hört mir zu und unterstützt mich bei einem erneuten Versuch, Kuku das Hängerfahren beizubringen.
Was ich hier lerne, ist Gastfreundschaft. Ich werde und möchte Gäste empfangen und ihnen das Beste bieten, was ich kann. Und ihnen für Ihre Reise – und reisen ist eine wichtige Aufgabe in der Welt – auch einen Raum bieten.
Kuku bekommt ihre beiden Impfungen. Dann liege ich am Fluss in der Sonne und freue mich über schöne Sprachnachrichten von Miri.
Und gehe schliesslich zur ersten Laufeinheit mit Kuku. Aus den geplanten 13km bergauf werden 3km – Kuku schlendert neben mir her und pfeift aus dem letzten Loch.
Auf dem Rückweg kommen wir an einem Tierfutterladen vorbei.
Isidora, die für die Marke „Kudo“ an einem Stand Werbung macht, ist so Feuer und Flamme von der Geschichte und von Kuku, dass sie mir statt 1er Beispielpackung gleich 7 Stück einpackt.
Dieses Land explodiert vor Farben und Leben: an jeder noch so kleinen Strassenecke werden Dinge angeboten: Blumen, Knoblauch, Zeitungen, ein kleiner, Mini-Gemüse und Obststand und gleich daneben ein kleiner Markt. Trotz viel kleineren Gehältern (der durchschnittliche Serbe verdient 500€ Netto) scheint es ihnen gut zu gehen.
Oberhalb von Niš bellen die Hunde ein Konzert für Kuku, der ganze Talkessel heult und jault für diese – wohl noch viel zu junge – Hundedame.
Abends kommt Ceka vorbei und spielt mit Kuku.
Miri ruft per Videoanruf an, während sie bei Freunden in München ist. Micha und Daria stellen mir Fragen, doch ich bin vollkommen abgelenkt, da ich Miri einfach gern in die Augen schaue.
Marian, Danke fürs Teilen! Schön berührend zu lesen wie Du Dich berühren lässt, wie Du Dich für Gastfreundschaft begeistert und wie Du Verbundenheit lebst! Herzlichen Gruß Stefan
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